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Digitale Barrierefreiheit

Der European Accessibility Act (EAA) steht in den Startlöchern. Die digitale Barrierefreiheit ist kein "Nice to have" mehr, sondern ein "Must have". Es geht jedoch nicht nur um die Einhaltung von gesetzlichen Vorschriften, sondern auch um soziale Verantwortung. Denn je mehr die Digitalisierung unseren Alltag durchdringt, desto wichtiger ist es, dass allen Menschen, unabhängig von ihren Fähigkeiten, ein gleichberechtigter Zugang zu digitalen Inhalten ermöglicht wird.

ℹ️ In diesem Artikel erhalten Sie einen umfassenden Überblick sowie unsere konkreten Handlungsempfehlungen!

Für diesen Artikel existiert ein KI-generierter Podcast.
Die Sprecher unterhalten sich lebhaft und detailliert über die wichtigsten Themen aus dem Artikel. Der Inhalt stellt keine umfassende oder objektive Ansicht dar, sondern gibt lediglich die Inhalte des Artikels wieder. Dies ist eine experimentelle Funktion: Die Stimmen sind KI-generiert und sie können Fehler und Audiostörungen enthalten.
Autor: Matt @ Edonix Development

Zusammenfassung

Digitale Barrierefreiheit hat das Ziel, digitale Inhalte für alle Menschen zugänglich zu machen. Unabhängig von individuellen Einschränkungen oder Behinderungen sollen alle Nutzer diese Inhalte effektiv nutzen können. Dazu gehören eine problemlose Navigation, verständliche Inhalte und eine einfache Interaktion.

Ab dem 28. Juni 2025 wird durch das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) der European Accessibility Act (EAA) in Deutschland verbindlich – ein einheitlicher Rechtsrahmen für die gesamte Europäische Union. Er verpflichtet Unternehmen dazu, digitale Produkte und Dienstleistungen barrierefrei zu gestalten. Wer diese Vorgaben ignoriert, riskiert empfindliche Strafen. Aber der EAA ist mehr als nur ein gesetzlicher Standard: Er ist ein klares Signal, dass digitale Barrierefreiheit nicht länger optional ist, sondern eine grundlegende Anforderung an moderne Technologien.

Barrierefreiheit ist kein Thema, das nur eine kleine Gruppe betrifft. Von Behinderung in irgendeiner Form ist ein nicht unerheblicher Anteil der Weltbevölkerung betroffen. Die recherchierten Quellen gehen von einem Anteil von ca. 9,4% in Deutschland und bis zu 15% weltweit aus. Auch wenn diese Zahlen nur auf Basis von Schätzungen erhoben wurden, zeigen sie doch, dass es eine signifikante Zielgruppe für das Thema gibt. Daher ist die Forderung nach Barrierefreiheit im Internet auf soziale Verantwortung, Inklusivität und die Anerkennung der digitalen Rechte als grundlegende Menschenrechte zurückzuführen. Denn mit fortschreitender Digitalisierung im Alltag, wird es zunehmend wichtiger, dass alle Menschen daran teilnehmen können und niemand durch die technische Unzulänglichkeiten ausgeschlossen wird.

Digitale Barrierefreiheit mag auf den ersten Blick komplex erscheinen, doch mit der richtigen Unterstützung ist die Umsetzung einfacher, als Sie vielleicht denken. Die gute Nachricht gleich zum Start: Mit ein bisschen Aufwand lässt sich bereits eine bedeutende Verbesserung erreichen. Werfen Sie also mit mir einen detaillierteren Blick auf das Thema.

Gesetzliche Grundlagen

In Deutschland bilden mehrere Gesetze und Verordnungen die rechtliche Basis für digitale Barrierefreiheit:

  • Behindertengleichstellungsgesetz (BGG): Dieses Gesetz bildet die Grundlage für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen und dient als Rahmen für weitere Regelungen zur Barrierefreiheit, einschließlich der digitalen Zugänglichkeit.
  • Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0): Diese Verordnung ist von zentraler Bedeutung für die digitale Barrierefreiheit in Deutschland. Sie schreibt vor, dass öffentliche Bundeseinrichtungen barrierefreie IT-Lösungen bereitstellen müssen. Das Hauptziel der BITV 2.0 ist es, sicherzustellen, dass digitale Dienste und Informationen für alle Nutzer, einschließlich Menschen mit Behinderungen, zugänglich sind.
  • Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG): Dieses Gesetz tritt am 28. Juni 2025 in Kraft und wird die Anforderungen an die Barrierefreiheit bestimmter Produkte und Dienstleistungen weiter verschärfen. Durch dieses Gesetz wurde der EAA ins nationale Recht überführt.

Auf europäischer und internationaler Ebene gibt es weitere wichtige Regelungen:

  • Richtlinie (EU) 2016/2102: Diese EU-Richtlinie verpflichtet die Mitgliedstaaten, den barrierefreien Zugang zu Websites und Apps öffentlicher Stellen sicherzustellen. Sie trat am 22. Dezember 2016 in Kraft und zielt darauf ab, Menschen mit Behinderungen einen besseren Zugang zu digitalen Angeboten des öffentlichen Dienstes zu ermöglichen.
  • Europäische Norm EN 301 549: Diese Norm bildet die technische Grundlage für die Umsetzung der EU-Richtlinie. Sie definiert die Anforderungen an die Barrierefreiheit von IKT-Produkten und -Dienstleistungen und basiert auf den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.1 AA des W3C.
  • UN-Behindertenrechtskonvention (UNCRPD): Diese internationale Konvention, der die EU und ihre Mitgliedstaaten beigetreten sind, verpflichtet die Vertragsstaaten, Maßnahmen zu ergreifen, um den gleichberechtigten Zugang von Menschen mit Behinderungen zu Informations- und Kommunikationstechnologien, einschließlich des Internets, sicherzustellen.
  • Richtlinie (EU) 2019/882: Der bereits erwähnte European Accessibility Act (EAA) wurde im Frühjahr 2019 verabschiedet. Ziel ist es, den EU-Markt für barrierefreie Produkte und Dienstleistungen durch Abschaffung unterschiedlicher Vorschriften in den Mitgliedstaaten zu harmonisieren.

Anwendungsbereiche der digitalen Barrierefreiheit

Digitale Barrierefreiheit betrifft eine Vielzahl von Anwendungsbereichen und ist weitaus mehr als nur ein technisches Detail. Sie spielt in praktisch allen Branchen eine Rolle, in denen digitale Lösungen genutzt werden. Dabei geht es nicht nur um Websites, sondern auch um Apps, Softwareprodukte und sogar um Hardware wie Self-Service-Terminals. Unternehmen, die diese Anforderungen erfüllen, öffnen ihre Angebote einer größeren Zielgruppe und schaffen gleichzeitig ein besseres Nutzererlebnis für alle. Hier sind die wichtigsten Anwendungsbereiche, die Unternehmen berücksichtigen sollten:

Webseiten und Online-Shops

Webseiten sind oft der erste Berührungspunkt zwischen Ihnen und Ihren Kunden. Eine barrierefreie Website stellt sicher, dass jeder Nutzer die Inhalte verstehen und mit den angebotenen Funktionen interagieren kann. Dies gilt besonders für Online-Shops, wo eine barrierefreie Navigation und Bestellabwicklung entscheidend sind. Schließlich möchten Sie, dass Ihre Produkte für alle zugänglich sind – unabhängig von deren individuellen Fähigkeiten.

Mobile Apps

Apps sind heute aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Damit sie von allen Nutzern verwendet werden können, müssen sie barrierefrei gestaltet sein. Dazu gehört beispielsweise, dass die App mit Screenreadern kompatibel ist, die Bedienung über Tastaturkürzel oder Gesten funktioniert und die Inhalte klar strukturiert sind.

Self-Service-Terminals und Automaten

Ob Fahrkartenautomaten, Geldautomaten oder Check-in-Terminals – Self-Service-Lösungen müssen für alle Menschen nutzbar sein. Dabei ist nicht nur die Benutzeroberfläche entscheidend, sondern auch die physische Zugänglichkeit, wie etwa die Anbringung in geeigneter Höhe oder eine alternative Bedienung über Sprache.

Digitale Dienstleistungen

Von Online-Banking bis zur Buchung eines Arzttermins – digitale Dienstleistungen sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Barrierefreiheit sorgt dafür, dass diese Angebote von allen Menschen genutzt werden können, egal ob sie Einschränkungen im Sehen, Hören oder in der Feinmotorik haben.

Software und interne Anwendungen

Auch interne Softwarelösungen, wie sie in Unternehmen zum Einsatz kommen, sollten barrierefrei sein. Mitarbeitende mit Einschränkungen profitieren von einer optimierten Bedienbarkeit, beispielsweise durch klare Strukturen, alternative Eingabemöglichkeiten oder anpassbare Anzeigeoptionen.

E-Learning, Unterhaltung und digitale Bildung

Bildungsplattformen, Lern-Apps und e-Book-Reader spielen eine zentrale Rolle in der Wissensvermittlung und Unterhaltung. Barrierefreiheit sorgt dafür, dass Menschen mit Behinderungen Zugang zu denselben Lerninhalten haben wie alle anderen. Dies umfasst unter anderem die Bereitstellung von Untertiteln, Transkripten und leicht verständlichen Texten.

Technische Standards und Richtlinien: Der Weg zur digitalen Barrierefreiheit

Um digitale Barrierefreiheit erfolgreich umzusetzen, reicht es nicht aus, nur an der Oberfläche zu arbeiten. Es braucht ein solides Verständnis der bestehenden technischen Standards und Richtlinien, die für barrierefreie digitale Produkte und Inhalte entwickelt wurden. Im Folgenden stelle ich Ihnen die wichtigsten Frameworks und Leitlinien vor, die Unternehmen und Entwickler bei der Umsetzung von Accessibility unterstützen.

Das POUR-Framework: Die vier Säulen der Barrierefreiheit

Das POUR-Framework bildet die Grundlage der meisten Standards zur digitalen Barrierefreiheit, insbesondere der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG). Es definiert vier Prinzipien, die gewährleisten, dass digitale Inhalte für alle Nutzer zugänglich sind:

  • Wahrnehmbar (Perceivable): Inhalte müssen so gestaltet sein, dass sie von allen Menschen wahrgenommen werden können. Dazu gehört z. B. die Bereitstellung von Alternativtexten für Bilder oder die Verwendung von ausreichenden Kontrasten.
  • Bedienbar (Operable): Navigation und Interaktionen müssen für alle Nutzer zugänglich sein, auch für diejenigen, die assistive Technologien oder alternative Eingabemethoden nutzen.
  • Verständlich (Understandable): Inhalte und Funktionen müssen klar und intuitiv sein, sodass sie auch von Nutzern mit kognitiven Einschränkungen genutzt werden können.
  • Robust (Robust): Digitale Inhalte müssen mit verschiedenen Geräten und Technologien, wie Screenreadern oder veralteter Hardware, kompatibel sein.

Das POUR-Framework bietet einen praktischen Leitfaden, um die Anforderungen der Barrierefreiheit in den gesamten Entwicklungsprozess zu integrieren.

ATAG: Barrierefreiheit beginnt beim Content-Erstellungsprozess

Die Authoring Tool Accessibility Guidelines (ATAG) zielen darauf ab, Barrierefreiheit direkt in den Werkzeugen zur Inhaltserstellung zu verankern. Content-Management-Systeme (CMS), Website-Builder und andere Tools sollten so gestaltet sein, dass sie:

  • es Autoren erleichtern, barrierefreie Inhalte zu erstellen, und
  • selbst barrierefrei zugänglich sind.

ATAG hilft Unternehmen, die richtigen Werkzeuge auszuwählen und zu entwickeln, um die Qualität barrierefreier Inhalte langfristig sicherzustellen.

UAAG: Barrierefreiheit für Browser und Mediaplayer

Die User Agent Accessibility Guidelines (UAAG) definieren Standards für die Barrierefreiheit von User Agents, also von Webbrowsern, Mediaplayern und anderen Technologien, die digitale Inhalte darstellen. Ziel ist es, sicherzustellen, dass diese Tools:

  • assistive Technologien wie Screenreader optimal unterstützen,
  • Nutzern die Anpassung von Inhalten (z. B. Schriftgröße, Kontrast) ermöglichen, und
  • alternative Eingabemethoden wie Sprachsteuerung oder Tastaturzugriff anbieten.

Durch die Einhaltung von UAAG-Standards können Anbieter sicherstellen, dass ihre digitalen Inhalte auf den gängigsten Plattformen barrierefrei zugänglich bleiben.

Android Accessibility Guidelines und iOS Human Interface Guidelines

Für mobile Apps sind plattformspezifische Standards wie die Android Accessibility Guidelines und die iOS Human Interface Guidelines unverzichtbar. Diese Leitfäden bieten Entwicklern klare Vorgaben, um sicherzustellen, dass mobile Anwendungen:

  • problemlos mit assistiven Technologien wie TalkBack (Android) oder VoiceOver (iOS) funktionieren,
  • durchgängige Gestensteuerung und alternative Navigation bieten, und
  • Mindestanforderungen an Kontraste, Schriftgrößen und Touch-Targets einhalten.

Die Berücksichtigung dieser Richtlinien macht Apps nicht nur barrierefrei, sondern verbessert auch die allgemeine Benutzererfahrung.

Fazit: Das Verständnis und die Anwendung dieser Standards sind essenziell, um digitale Inhalte und Produkte für alle zugänglich zu machen. Unternehmen profitieren dabei in mehrfacher Hinsicht: Sie minimieren rechtliche Risiken, erreichen eine größere Zielgruppe und stärken ihre Reputation als inklusiver Anbieter.

Technische Umsetzung von digitaler Barrierefreiheit: So gelingt der Start

In diesem Abschnitt gehe ich auf zentrale Maßnahmen ein, die Sie bei der technischen Umsetzung unterstützen. Egal ob Sie Frontend-Entwickler, Webdesigner oder Product Owner sind: Sie sollten ein optimales Verständnis davon haben, wie man eine Webanwendung fit für den Screenreader macht, das System barrierefrei gestaltet oder welche Kriterien in die Definition of Done aufgenommen werden sollten.

WCAG verstehen: Der erste Schritt zur Barrierefreiheit

Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) bilden den globalen Standard für digitale Barrierefreiheit. Sie definieren Kriterien, die Inhalte erfüllen müssen, um für möglichst viele Menschen zugänglich zu sein. Die WCAG sind in drei Konformitätsstufen unterteilt:

  • A (Grundlegende Anforderungen): Mindestanforderungen, die unbedingt erfüllt sein sollten.
  • AA (Erweiterte Anforderungen): Häufig der Zielstandard, z. B. für den European Accessibility Act.
  • AAA (Höchste Anforderungen): Zusätzliche Maßnahmen für maximale Barrierefreiheit.

Die WCAG-Kriterien basieren auf dem POUR-Framework (wahrnehmbar, bedienbar, verständlich, robust) und dienen als Leitfaden für Entwickler und Designer. Sie helfen, typische Barrieren wie fehlende Alternativtexte oder unzureichende Kontraste zu vermeiden.

Grundregeln für die Erstellung von bedienbaren Schnittstellen beachten

Im Folgenden werden die wichtigsten Richtlinien für die Erstellung von bedienbaren Schnittstellen aufgeführt:

  • Tastaturzugänglichkeit: Sicherstellen, dass alle Funktionalitäten über die Tastatur zugänglich sind; auch Tabulatornavigation über Formulare hinweg.
  • Angemessene Zeit: Ausreichend Zeit für die Benutzer zum Lesen und Verwenden der Inhalte vorsehen. Unter Umständen eine anpassbare Sitzungszeitüberschreitungen implementieren.
  • Vermeidung von Anfallsauslösern: Beseitigung von blinkenden Inhalten, die Anfälle verursachen können. Sanfte Animationen einsetzen oder statische Bilder verwenden.
  • Klare Fokus-Indikatoren: Hervorhebung interaktiver Elemente, wenn sie den Fokus erhalten. Umrandung oder Schatten auf Schaltflächen einsetzen.
  • Vereinfachte Navigation: Beibehaltung einer unkomplizierten Navigation für eine einfache Nutzung. Konsistente Menüstrukturen einsetzen.
  • Lesbarer Text: Angemessene oder besser einstellbare Schriftgrößen (Empfehlung des W3C sind min. 16px für Fließtext) und kontrastreiche Farben gewährleisten die Lesbarkeit auch für Nutzer mit Sehbehinderungen, einschließlich Farbenblindheit oder Sehschwäche.
  • Alternative für Medien: Prägnante und kontextbezogene Textbeschreibungen für Bilder pflegen. Untertitel für Videos anbieten.
  • Responsive Design: Nahtlose Anpassung an verschiedene Bildschirmgrößen und Geräte.
Semantisches HTML: Die Grundlage barrierefreier Webseiten

Semantisches HTML ist der Schlüssel zu barrierefreien Websites. Dabei geht es darum, HTML-Elemente wie <header>, <nav>, <main>, <section> oder <footer> gezielt und korrekt einzusetzen, um die Struktur und Bedeutung von Inhalten klar zu definieren.

Warum ist das wichtig?

  • Screenreader und andere assistive Technologien können durch semantische HTML-Tags leichter erkennen, welche Inhalte wichtig sind und wie sie präsentiert werden sollten.
  • Nutzer mit kognitiven Einschränkungen profitieren von einer logischen und konsistenten Struktur.
  • Suchmaschinen verstehen Inhalte besser, was auch Ihre SEO-Strategie unterstützt.

Die richtige Verwendung semantischer HTML-Tags ist eine einfache, aber effektive Maßnahme, um Barrierefreiheit zu fördern.

ARIA-Tags: Wenn Semantik nicht ausreicht

Nicht alle interaktiven Elemente lassen sich allein mit semantischem HTML barrierefrei gestalten. Hier kommen ARIA-Tags (Accessible Rich Internet Applications) ins Spiel. Sie erweitern HTML, indem sie zusätzliche Informationen bereitstellen, die für assistive Technologien relevant sind. Beispiele:

  • aria-label: Fügt unsichtbare Beschriftungen hinzu, z. B. für Buttons ohne sichtbaren Text.
  • aria-live: Informiert Nutzer über dynamische Inhalte, wie z. B. Updates in einer Chat-Anwendung.
  • aria-hidden: Versteckt irrelevante Inhalte vor Screenreadern.

Wichtig: ARIA-Tags sollten mit Bedacht eingesetzt werden und keine semantischen HTML-Tags ersetzen, sondern ergänzen.

Barrierefreiheit testen: Theorie in die Praxis umsetzen

Regelmäßige Tests sind entscheidend, um sicherzustellen, dass Ihre Bemühungen zur Barrierefreiheit auch in der Praxis funktionieren. Dabei sollten Sie sowohl automatisierte Tools als auch manuelle Tests einsetzen.

  • Automatisierte Tests: Tools wie Lighthouse, Axe oder WAVE analysieren Ihren Code und geben Hinweise auf Barrieren, wie fehlende Alternativtexte oder schlechte Farbkontraste.
  • Manuelle Tests: Simulieren Sie, wie Nutzer mit Behinderungen Ihre Website verwenden. Testen Sie z. B. die Navigation per Tastatur oder die Bedienung mit Screenreadern wie NVDA oder VoiceOver.
  • Nutzerfeedback: Arbeiten Sie mit Personen, die assistive Technologien nutzen, um echte Anwendungsfälle zu testen und wertvolles Feedback zu erhalten.

Fazit: Accessibility beginnt mit kleinen, machbaren Schritten. Die technische Umsetzung von Barrierefreiheit muss nicht kompliziert sein, erfordert aber Engagement und ein solides Verständnis der Grundlagen. Mit den WCAG als Leitlinie, semantischem HTML, gezieltem Einsatz von ARIA-Tags und regelmäßigen Tests legen Sie eine starke Basis für barrierefreie digitale Produkte.

Die Vorteile von barrierefreien Websites: Mehr als nur gesetzliche Erfüllung

Digitale Barrierefreiheit ist nicht nur eine rechtliche Verpflichtung – sie bietet Unternehmen und Organisationen eine Vielzahl von Vorteilen. Im Folgenden zeige ich, warum barrierefreie Websites für Ihr Geschäft einen echten Mehrwert schaffen und gleichzeitig Ihre Zielgruppe erweitern können.

Verbesserte Benutzerfreundlichkeit: Für alle einfacher navigierbar

Barrierefreie Websites bieten eine optimierte Benutzererfahrung für alle Nutzer, unabhängig von deren individuellen Fähigkeiten. Funktionen wie klare Strukturen, einfache Navigation, gut lesbare Inhalte und kontrastreiche Designs kommen nicht nur Menschen mit Behinderungen zugute, sondern auch:

  • älteren Nutzern, die möglicherweise Seh- oder Hörprobleme haben,
  • Nutzern mit temporären Einschränkungen (z. B. ein gebrochener Arm),
  • Personen, die auf mobilen Geräten oder in schwierigen Umgebungen surfen.

Das Ergebnis? Zufriedene Nutzer, die länger auf Ihrer Website bleiben und eher zu Kunden werden.

Größere Reichweite und mehr Publikum

Eine barrierefreie Website erreicht Menschen, die sonst Schwierigkeiten hätten, Ihre Inhalte zu nutzen. Rund 15 % der Weltbevölkerung lebt mit einer Behinderung – das entspricht etwa 1,3 Milliarden potenziellen Nutzern. Doch Barrierefreiheit öffnet Ihre Website auch für weitere Zielgruppen:

  • Menschen in Regionen mit schlechter Netzabdeckung, die von effizienten und schlanken Designs profitieren.
  • Nutzer, die Technologien wie Screenreader oder Sprachsteuerungen verwenden.

Durch die Anpassung an diese vielfältigen Bedürfnisse vergrößern Sie Ihre Reichweite erheblich.

Verbesserte Suchmaschinenoptimierung (SEO)

Barrierefreiheit und Suchmaschinenoptimierung gehen Hand in Hand. Suchmaschinen wie Google bewerten Websites, die semantisches HTML, Alternativtexte und strukturierte Inhalte nutzen, als hochwertiger. Dies hat mehrere Vorteile:

  • Ihre Inhalte werden besser indexiert und in den Suchergebnissen höher platziert.
  • Nutzer finden schneller, was sie suchen, was die Absprungrate reduziert.
  • Lokale und thematische Suchanfragen können gezielter beantwortet werden.

Mit einer barrierefreien Website verbessern Sie also nicht nur die Zugänglichkeit, sondern auch Ihre Sichtbarkeit online.

Positive Markenwahrnehmung: Zeigen Sie Ihre Werte

Barrierefreiheit signalisiert Verantwortung und ein Bekenntnis zu Inklusion. Unternehmen, die sich aktiv für eine zugängliche digitale Präsenz einsetzen, werden als sozial verantwortungsbewusst wahrgenommen. Dies stärkt Ihre Marke und kann sich positiv auf Kundenbindung und Mitarbeitermotivation auswirken.

  • Kundenbindung: Menschen identifizieren sich eher mit Marken, die Werte wie Vielfalt und Gleichberechtigung vertreten.
  • Employer Branding: Eine inklusive Marke spricht auch potenzielle Mitarbeiter an, die Wert auf soziale Verantwortung legen.
Reduzierte rechtliche Risiken

Der European Accessibility Act (EAA) und andere gesetzliche Regelungen weltweit machen Barrierefreiheit in vielen Bereichen zur Pflicht. Unternehmen, die diese Anforderungen nicht erfüllen, riskieren:

  • hohe Geldstrafen,
  • Imageschäden durch öffentlichkeitswirksame Klagen,
  • den Verlust von Marktanteilen.

Eine barrierefreie Website schützt nicht nur vor rechtlichen Konsequenzen, sondern positioniert Sie auch als Vorreiter in einem sich wandelnden digitalen Umfeld.

Fazit: Eine Win-win-Situation für Ihr Unternehmen und Ihre Nutzer. Barrierefreiheit ist nicht nur eine Investition in Ihre digitale Zukunft, sondern auch in eine gerechtere und zugänglichere Welt. Warum starten Sie nicht heute damit? Wir unterstützen Sie gerne bei jedem Schritt!

Handlungsempfehlungen

Für die praktische Umsetzung, insbesondere für bestehende Websites, möchte ich Ihnen noch ein paar Handlungsempfehlungen mitgeben.

Analysieren und Priorisieren
  • Prüfen Sie Ihre Website mit empfohlenen Tools (wie z. B. den axe DevTools, WAVE oder einem Screenreader). Die Links finden Sie im letzten Abschnitt.
  • Falls Sie selbst noch zu wenig Erfahrung besitzen, holen Sie sich ggf. Unterstützung durch Experten. Wir helfen Ihnen gerne dabei!
  • Falls möglich: Bitten Sie Menschen mit Behinderungen um Unterstützung und erhalten Sie auf diese Weise wertvolles Feedback.
  • Sammeln Sie die beanstandeten Punkte und sortieren Sie diese nach Dringlichkeit, um die richtigen Prioritäten zu setzen.
Umsetzung technischer Maßnahmen

In Abhängigkeit von den beanstandeten Punkten, kann Ihnen die folgende Checkliste helfen:

  • Semantisches HTML verwenden
  • ARIA-Tags verwenden, wenn Semantik nicht ausreichend ist
  • Tastaturnavigation optimieren
  • Schriftgrößen optimieren
  • Farbkontraste optimieren
  • Formulare optimieren
Optimierung der Inhalte

Auch die eigentlichen Inhalte Ihrer Website lassen sich unter dem Gesichtspunkt der Barrierefreiheit optimieren:

  • Alternativtexte für Bilder und Videos hinterlegen
  • Navigationselemente ohne Text (z. B. nur Icons) um einen passenden Tooltip ergänzen
  • Überschriften in eine logische Struktur bringen (meist sind h1-h3 ausreichend)
  • Texte in Länge, Komplexität und Strukturierung für das Zielpublikum optimieren
  • Klare Beschriftungen für die Navigation einsetzen

Weiterführende Informationen und Links

Bei Interesse können Sie hier noch tiefer in das jeweilige Thema eintauchen.

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Schlusswort

Vielen Dank für das Lesen des Artikels. Ich hoffe, ich konnte einige neue Denkanstöße geben und Lust auf mehr machen. Bleiben Sie neugierig, bilden Sie sich weiter und gestalten Sie die Zukunft mit! Wenn wir Sie dabei unterstützen können, kontaktieren Sie uns jederzeit!

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